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09 Oktober 2014

[ In eigener Sache ] Mama UND Papa...

Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich diesen Post überhaupt schreiben soll, da er meines Erachtens nach nicht unbedingt auf einen Friede-Freude-Eierkuchen-Blog passt und zum anderen auch irgendwie sehr privat ist. Andererseits beschäftigt es mich jetzt schon so lange, dass ich es nun doch schreibe. Auch wenn ein Freund von mir zuletzt dazu sagte: "Nadine, überlege es dir gut. Du weißt ja, das Internet vergisst nie!". Recht hat er damit, aber vielleicht ist es auch genau richtig, dass das, was ich sagen möchte, nicht vergessen wird.
Vielleicht kann es sich der eine oder andere Leser meines Blogs bereits denken, aber für die, die es nicht wissen, ich bin alleinerziehende Mama eines dreieinhalbjährigen Sohnes. Allerdings bin ich nicht nur alleinerziehend, sondern der Vater vom Zwerg hat sich entschieden, den Kontakt zu ihm abzubrechen. Um es klar zu sagen, ich bin deshalb wahnsinnig traurig, wütend und enttäuscht, aber ich verurteile ihn nicht. Auch wenn ich seine Gründe dafür nicht nachvollziehen kann, glaube ich doch, dass er sich einfach nicht anders zu helfen wusste.

Ich glaube vielmehr, dass die wenigsten Väter aus purem Desinteresse am Kind den Kontakt meiden oder abbrechen, sondern viele tun es aus schierer Verzweiflung. Weil sie sich nicht bereit fühlen, Vater zu sein, weil sie Angst haben vor der Verantwortung, weil sie sich eine heile Familie gewünscht hatten, weil sie mit der Mutter des Kindes einfach nicht mehr umgehen können. Gründe gibt es wohl eben so viele und unterschiedliche wie es Väter gibt. Jeder hat seinen ganz eigenen und eben die wenigsten haben wirklich einfach "keinen Bock auf ihr Kind". (Sicher gibt es Gründe, warum es manchmal tatsächlich für Mutter oder Vater besser ist, auf den Kontakt zu verzichten, beispielsweise immer dann, wenn Gewalt im Spiel war oder ist. Aber die will ich mal außen vor lassen.)

Gerade in letzter Zeit gibt es oft Situationen, wo der Zwerg seinen Papa erwähnt. Obwohl die beiden sich seit bald anderthalb Jahren nicht mehr gesehen haben. Er fragt meist nicht nach ihm, sondern erwähnt ihn eher beiläufig. Z.B. fragte ich ihn im Urlaub, wem wir ein Mitbringsel kaufen wollen. Erst kamen die Großeltern, dann andere Teile der Familie und schlussendlich, wie selbstverständlich, sein Papa. Anfangs habe ich mich oft gefragt, wie man als Mutter mit solchen Momenten umgehen soll. Doch ich halte nichts davon, ihm die Welt schön zu reden oder ihn zu belügen. Aber man muss und darf einem Kind auch nicht mehr zumuten, als es verstehen kann.
Sprich, es wird nur das beantwortet, wonach gefragt wird. Es wird nichts beschönigt, aber - und das ist ganz wichtig - auch nichts schlecht geredet. Ich war von Anfang an ehrlich zu meinem Sohn, wenn das Thema zur Sprache kam. Ich erklärte ihm, dass Papa und Mama viel gestritten hätten und sein Papa deshalb entschieden hätte, es wäre besser, nicht mehr zu kommen. Das alles versuche ich ihm wertfrei mitzuteilen.

Dennoch gebe ich ihm die Möglichkeit jeder Zeit über seinen Papa zu reden. Ich versuche, ihm zu zeigen, dass ich ihn verstehe, wenn er traurig ist, weil es mir nicht anders geht. Die Gründe für unsere jeweilige Traurigkeit über die Situation mögen andere sein, aber wenn er mir sagt, er ist traurig, dass Papa nicht mehr kommt, sage ich ihm schlicht: "Ich weiß, mein Schatz, das bin ich auch.".
Viele versuchen, es dem Kind schön zu reden, von wegen Papa muss eben so viel arbeiten, oder, oder.. Das ist falsch. Denn Kinder haben, wie der Papa des Zwerges selbst so schön sagte, ganz feine Antennen und spüren, ob etwas richtig oder falsch ist. Wenn wir sie also belügen, auch wenn wir es tun, um sie schützen, erreichen wir unter Umständen nur das Gegenteil. Wir erschüttern nicht nur ihr Vertrauen in ihren Vater, sondern möglicher Weise auch das in uns.

In vielen Augenblicken sitze ich hier und bin ratlos, wie ich auf Dauer mit all dem umgehen soll, ob mein Sohn damit zurechtkommen wird, mir geht dann dieses und jenes durch den Kopf. Aber oft macht man sich als Mutter auch zu viele Gedanken. Kinder sind stark und oft viel stärker, als wir es ihnen zutrauen. Diese Erkenntnis habe ich für mich, durch ein tolles Gespräch mit einer Freundin der Familie, die beim Jugendamt arbeitet und viel mit solchen Konflikten zutun hatte, absolut verinnerlicht.

Trotzdem saß und sitze ich oft bis mitten in die Nacht vorm Rechner und suche nach Antworten auf meine Fragen. Weil sie mich nicht loslassen, weil sie mich um den Schlaf bringen, weil ich meinem Sohn zwar nicht jeden Stein aus dem Weg räumen möchte, aber ihm zumindest das Material an die Hand geben möchte, um notwendige Brücken darüber hinweg bauen zu können.

Was man dann leider alles so in Foren lesen muss, ist - gelinde gesagt - zum Kotzen!! Väter, die Hasstiraden über Mütter ablassen, Mütter, die das Gleiche mit den Vätern tun. Da tauchen Fragen auf wie "Welche Gründe gibt es, um das Gemeinsame Sorgerecht zu verhindern"? Sorry, aber da fasse ich mir an den Kopf. Muss man sich als Mutter echt darauf einlassen, sich Gründe zu suchen? Wenn die Gründe, die man selbst vorweisen kann, nicht ausreichen, dann hat der Vater das Gemeinsame Sorgerecht durchaus verdient.
Unsere Kinder sind nicht unser Besitz und erst recht nicht unser Eigentum. Ich kann das Argument "aber ich habe ihn 9 Monate in mir getragen" nicht mehr hören. Ganz ehrlich, ohne den Beitrag des Vaters hätte man diese neun Monate gar nicht erleben dürfen. Also, was soll der Mist?!

Und genau das ist der entscheidende Punkt. Wir sind die Eltern, Vater UND Mutter. Wir sind die Erwachsenen. Unser Kind braucht uns beide. Wir sollten deshalb in der Lage sein, uns zusammenzureißen. Wir dürfen nicht unsere Schuld auf den Schultern der Kinder abladen. Womit ich durchaus beide Elternteile meine. Ein Vater sollte, egal wie sehr er die Mutter seines Kindes vielleicht verachtet, seine Gefühle zurückstellen können. Ebenso sollte die Mutter dies können. Zum einen dann, wenn der Vater bereits gegangen ist, aber erst recht, sollte er (noch) am Leben des Kindes teilhaben. Wir müssen uns als Eltern nicht gegenseitig das Leben schwer machen, sondern wie Erwachsene, die wir sind, handeln und das Wohl des Kindes in den Vordergrund stellen.

Bei Facebook und in anderen Netzwerken kursieren so viele tolle Filmchen zu dem Thema und fast alle haben am Ende als Kernaussage, dass wir unseren Kindern mit unserem Fehlverhalten in Zukunft Schwierigkeiten bereiten könnten. Es könnte später Schwierigkeiten haben, richtig zu vertrauen, eigene gesunde Beziehungen aufzubauen, Schuldgefühle entwickeln, weil es beide Elternteile gleichermaßen liebt, pi pa po.. Das alles mag richtig und auch wichtig sein...
Aber was ist mit dem JETZT?? Mit diesem einen winzigen Augenblick, in dem mich mein Sohn mit unendlich traurigen Augen ansieht und nur sagt "Papa kommt nicht mehr,", nicht mehr und nicht weniger, und doch sagt allein sein Blick alles. Er zeigt, wie sehr es ihn JETZT quält. Ohne bereits irgendwelche großen Langzeitschäden davongetragen zu haben. Er leidet JETZT. In diesem Moment.

Und genau deshalb ist es an uns, ob Mutter, ob Vater, ob Verwandter oder Freund ... unseren Kindern das zu geben, was sie brauchen - beide Elternteile. Die Möglichkeit beide zu lieben, so wie es in einer Eltern-Kind-Beziehung immer ist und immer sein wird. Egal wie sehr uns unsere Eltern manchmal enttäuschen, wir lieben sie tief in uns drinnen dennoch und sehnen uns nach ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Liebe. Wir müssen unseren Kindern ermöglichen, den eigenen Eltern vorurteilsfrei begegnen zu können. Ohne, dass dem Kind bereits von irgendeiner Seite etwas Negatives eingeimpft wurde. Ebenso sollten wir uns unsere eigenen Fehler eingestehen können. Denn nicht selten haben beide Elternteile welche gemacht. Man sollte immer auch versuchen, alles aus der Sicht des anderen zu betrachten, auch wenn es noch so schwerfallen mag.

Wir alle haben nur einen Vater und nur eine Mutter. Es ist an uns Vätern und Müttern das Beste aus der Beziehung zu unseren Kindern rauszuholen. Wir sollten nicht unsere Zeit damit vergeuden, den Anderen schlecht zu machen, uns Gründe einfallen zu lassen, damit man das Sorgerecht nicht teilen muss, uns Ausreden auszudenken, damit man am Besten den Kontakt unterbinden kann. Es geht um die Gefühle unserer Kinder - um ihre Liebe, ihr Vertrauen, ihre Sorgen, ihre Ängste. Wir sollten unsere Zeit lieber darin investieren, sie für Beziehungen, egal welcher Art, aber ganz besonders für die zu ihren Eltern, zu stärken, ihnen Kraft und Mut zu geben für ihre Zukunft, damit sie irgendwann einmal stark genug sind, um sich eine eigene Meinung zu bilden, um bessere Väter und Mütter zu sein. Wir müssen ihnen Selbstvertrauen mitgeben und sie selbst bestehen nunmal zu 50 % aus Vater und zu 50 % aus Mutter.

Den meisten, die so denken, wie ich es beschrieben habe, werden meine Aussagen egal sein. Sie werden weitermachen wie bisher. Aber sollte ich damit auch nur eine einzige Person zum umdenken bewegen, gleich ob Mutter oder Vater, habe ich mehr damit erreicht, als ich zu hoffen wage.

Ich für meinen Teil, werde jedenfalls alles daran setzen, meinem Sohn genau dieses vorurteilslose Umfeld zu bieten, in dem er sowohl mich lieben darf, aber ganz genauso auch seinen Vater. Egal, ob er anwesend ist oder eben nicht.

So, genug geschrieben. Ich verschwinde jetzt ins Bett. Mal schauen, ob ich heute Nacht besser schlafen kann.

Nachtrag: Falls sich jemand austauschen möchte oder Fragen hat, weil er oder sie in einer ähnlichen Situation steckt, kann mir gerne bei Facebook schreiben.

7 Kommentare:

  1. Wow, meinen allergrößten Respekt für diesen tollen Post! Ich selbst bin zwar nie in der Situation gewesen, wie du oder dein Sohnemann es gerade sind, aber ich habe in meinem Umfeld genau das erlebt, was du beschreibst - dieses Einimpfen "Der andere ist total doof und böse!", schrecklich. Ich finde deine Sicht sehr gut und richtig, ziehe meinen imaginären Hut und verbeuge mich ganz tief vor deiner Stärke!

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    1. Vielen Dank!! Auch wenn ich es nicht als Stärke empfinde, sondern als Selbstverständlichkeit. Leider sehen das zu wenige Elternteile so..

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  2. Ich finde deinen Post klasse, genau wie deine Anischt! Auch ich finde es sehr schade, wenn ein Elternteil kein Interesse an seinem Kind hat, denn man tut damit nicht nur dem Elternteil weh, sonder viel mehr dem Kind. Leider scheint das vielen nicht klar zu sein.

    Ich selbst habe eine 6 jährige Tochter und kann sehr gut nachempfinden wie schwer es ist manche Fragen zu beantworten und sich im nachhinein zu fragen "War das jetzt die richtige Antwort oder hätte ich es anders sagen sollen.". Deine Einstellung und wie du damit umgehst deinem Sohn gegenüber finde ich einfach nur klasse, ich denke ich würde es genau so machen.
    Kinder sind stärker als wir oft denken, das kann ich bestätigen, vielleicht weil sie einen anderen Blickwinkel auf die Dinge haben als wir Großen ;-). Wir müssen dafür sorgen, dass sie stark bleiben und ihren Weg gehen können.

    Bei Facebook habe ich mal diesen Spruch gelesen:
    Ich bin keine perfekte Mama... aber ich bin eine Mama, die versucht, für ihr Kind alles so perfekt wie möglich zu machen.

    Dieser Spruch ist einfach nur wunderbar und ist es nicht genau das was wir versuchen ;-)?

    Es war richtig, dass du den Post veröffentlicht hast und es dir von der Seele geschrieben hast, manchmal muss das raus. Ich hoffe du kannst nun besser schlafen, ich denke es gibt viele die in diesem Bezug deiner Meinung sind! Und ich hoffe vor allem, dass du mehr als nur einen Menschen zum umdenken bewegen kannst, ich hoffe es für die Kinder dahinter!

    Ganz liebe Grüße
    Svenja

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    1. Danke! Genau das meinte ich, man versucht mit solch einem Verhalten zwar in erster Linie den anderen Elternteil zu treffen, erreicht aber oft nur, dass das Kind in der Situation leidtragend ist.
      Der Spruch ist schön, impliziert für mich aber zu sehr, dass ich meinem Kind versuche eine heile Welt zu bauen. Und aus eigener Erfahrung weiß ich zu gut, dass es die nicht gibt. Trotzdem sollte man Kinder niemals desillusionieren. Ihre Phantasie, ihre Lebensfreude, ihr unerschöpflicher Glaube an das Gute sind ihr wahrer Reichtum. Vieles davon wird ihnen früh genug von allein genommen.

      Ich hoffe wirklich, dass der eine oder die andere daraus zumindest einen kleinen Denkanstoss ziehen kann oder wird. Aber leider sind die Eltern, die in solch einer Situation stecken, oft wie festgefahren und schaffen es kaum über den Tellerrand zu schauen. Sicher gibt es viele, die ähnlich denken, aber eben leider immer noch viel zu viele, die es nicht tun.

      Liebe Grüße

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  3. Sehr interessant und tiefsinnig. Du klingst sehr traurig und mitgenommen von der Situation in der du dich anscheinend befindest.
    Denkst du nicht, es gibt eine Möglichkeit den Vater des Kleinen wieder in eurem Leben zu integrieren? Auch wenn er sich offensichtlich
    zurückgezogen hat, gibt es doch sicher die Möglichkeit die aktuelle Situation zu verbessern. Ruf ihn an, besuch ihn, oder schreib ihn einen
    Brief. Deinen Worten entnehme ich, dass du deinerseits keinen Groll gegenüber dem Vater hegst, sondern ihn sogar auf eine gewisse Art und Weise Verständnis entgegen bringst. Ich hoffe sehr für euch alle, dass ihr einen gemeinsamen Weg findet. Der Kleine hätte es sicher verdient. Er kann leider nichts an der Situation ändern, außer - wie du so schön geschrieben hast - stark zu sein. Stärker als man oftmals vermutet...

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    1. Traurig bin ich sicher über die Situation, aber nicht direkt meinetwegen, sondern eben wegen des Zwerges. Ich bin erwachsen, ich kann mit meinen Gefühlen umgehen, aber die Kinder, vor allem, wenn sie noch jung sind, aber auch später, wissen nicht wohin mit ihrer Verzweiflung, Wut, Angst oder Traurigkeit.
      Was unsere aktuelle Lage angeht, so glaube ich nicht, dass sie sich momentan verändern lässt. Sein Vater hat doch sehr deutlich gemacht, dass er daran nichts ändern wird. Wir hatten ein paar Mal versucht, ihn zum umdenken zu bewegen. Doch eine Mediatorin, bei der ich im Nachhinein Rat suchte, beschrieb es ganz treffend... Er hängt wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat, fest und schafft es nicht über diesen Punkt hinauszukommen.
      Ich hoffe einfach, dass die Zeit dazu führt, dass er sich eines Besseren besinnt und werde sicher auch immer mal wieder nachhaken. Aber bis dahin werde ich einfach versuchen, unseren Sohn so gut aufzufangen, wie eben möglich.

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Ich freue mich über jeden Kommentar, den Ihr da lasst und nehme sie auch alle zur Kenntnis. Leider schaffe ich es zeitlich meist erst spät, sie zu beantworten. Trotzdem schaue ich in jedem Fall bei Euch vorbei.. :-)